Johanna van Emden

Logbuch der Rheinreise

Teil des Rheinprojekts  |  7.7. – 17.8.2018

7.7. – 17.8.2018

Einträge der Kajakfahrt von der Rhein- bis zur Nordseemündung

Die Rheinreise in Wort und Bild

LOGBUCH (Auszug)

Das Logbuch beschreibt und zeigt meine Erlebnisse und Eindrücke auf meiner fünfwöchigen Reise mit dem Seekajak von Mainz / Gustavsburg bis nach Hoek van Holland. Diese fand statt vom 7. Juli bis 17. August 2018.

Das gesamte Logbuch ist in dem Katalog „Das Leuchten am Fluss“ abgebildet.

Dokumentation der Rheinreise, Bildauswahl

AUSZÜGE AUS DEM LOGBUCH

Rheinmündung 7. Juli 2018

…Rheinkilometer 497. Endlich, ich bin auf dem Rhein. Erhaben und weit öffnet er sich, das Wasser wird lebhafter, Wellen schlagen auf und werfen mein Kajak auf und ab. Rechts von mir gehen ein paar Spaziergänger am Rheinufer entlang. Ganz ohne körperliche Anstrengung fahre ich an ihnen vorbei und lasse sie hinter mir. Auf einmal Gegenwind. Er begleitet mich die nächsten vier Stunden bis Rüdesheim…

Mittelrhein / Loreley

… Es gibt eine innere Welt, ich nenne sie den Rhein. Ich mache Erfahrungen, die jede Grenze überschreiten. Vor allem Grenzen, von denen ich nicht die geringste Ahnung hatte, dass sie existieren. Bingen, der Mäuseturm, Kaub und Die Loreley – vier markante Orte am Mittelrhein.

Extremer Gegenwind, Strömung und hohe Wellen, aufgewühlt durch die vielen Frachtschiffe und Fähren, die sich scheinbar wahllos auf dem Wasser kreuzen. Die starke Strömung, die einen sonst übers Wasser gleiten lässt, ist kaum zu spüren. Dann gibt es noch eine äußere Welt, die ist etwas einfacher zu verstehen: Burgen, Weinberge und Täler, die sich im tiefen Wald verlieren…

Duisburg Hafenanlagen

…Ich denke an den Mittelrhein mit seiner romantisch verklärten Burgenlandschaft. Diese Gegend besitzt von alldem nichts. Die imposanten Industrieanlagen wirken sachlich und funktional. Eine von Menschen geschaffene Landschaft, die trotz seiner Nüchternheit eine Faszination ausstrahlt, die sich kaum in Worte fassen lässt. Vielleicht werden diese Monumente, wenn sie später zu Ruinen zerfallen, die gleiche romantische Ausstrahlung haben wie die Burgen im Mittelrheintal…

Emmerich / Niederrhein

…Von Osten her ziehen dichte Regenwolken auf und ich entscheide mich, mein Zelt und meine Ausrüstung schnell im Boot zu verstauen, damit alles trocken bleibt. Kaum bin ich auf dem Wasser, fängt es schon an zu regnen. Der Rhein hat bei Emmerich eine starke Strömung…Auf der rechten Rheinseite sehe ich die ersten niederländischen Flussmarkierungen. Der Schiffsverkehr ist enorm. Die großen Reedereien fahren hier bereits im Konvoi, die Schiffe haben eine Gesamtlänge von bis zu 300 Meter….

Lek / Niederlande

…Ich kämpfe um jeden Meter, höre ich auf zu paddeln, falle ich zurück. Es ist zum verzweifeln. Ich bin ein paarmal kurz davor auszusteigen und mein Kajak auf den Transportwagen zu spannen und dann zu schieben. Das würde schneller gehen. Es ist ein Kampf mit mir und den Gezeiten. Nach 6 Stunden und 15 km erreiche ich endlich Schoonhoven. Völlig erschöpft steige ich aus…Ich bin froh das ich so gut in der Zeit liege und nehme mir vor, mich in den nächsten Tagen sehr genau mit den Gezeiten zu beschäftigen und das Ganze deutlich ernster zu nehmen…

Erasmusbrücke / Rotterdam

…Ich fahre unter der ersten Brücke hindurch, der „Van Brienenoordbrug“, und zu dem normalen Betrieb auf dem Wasser kommen jetzt auch noch die PS-starken Wassertaxies. Es ist der reinste Bienenschwarm. Mittendrin fahre ich mit meiner kleinen Nussschale durch Rotterdam und blicke auf die imposante Skyline von Noordereiland… Der Fluss ist an dieser Stelle zu einem reißenden Wildwasserfluss geworden, links und rechts hohe Spundwände und kreuz- und querlaufende Wellen. …Auf der linken Seite sehe ich den Rijnhaven und ich überquere zügig bei der Erasmusbrücke den Fluss…

Rotterdamer Hafen

…Ich fahre los. Leider kann mich das Dienstschiff (Port of Rotterdam) nicht auf die andere Seite begleiten…So ruft Tie kurzerhand die Wache an und die vorbeifahrenden Schiffe werden infomiert das ich mit meinem Kajak den Fluss kreuze. Und tatsächlich scheint kein Schiff während der Überfahrt meinen Weg zu passieren. Kaum auf der anderen Seite angekommen, fährt gerade ein Hochseeschiff am Kai los so dass ich einen Moment warten muss. Wassertaxis umfahren mich links und rechts und wühlen das jetzt schon unruhige Wasser noch weiter auf…

Nieuwe Waterweg

…Ich passiere die Oude Maas und lasse die großen Hafenanlagen hinter mir. Es folgt eine fast idyllische Landschaft, wären da nicht die großen Hochseetanker, die an mir vorbeifahren und mich in die Realität zurückholen. Die Nieuwe Maas wird nun zum Nieuwe Waterweg. Ich habe mich an den starken Wellengang gewöhnt und kann die großen Wellen sehr gut ausbalancieren…

Hoek van Holland

…Auf der rechten Seite erreiche ich endlich die Promenade von Hoek van Holland. Ich sehe den Leuchtturm mit der Pilskappe und mein Herz schlägt schneller. Ich kämpfe mich durch den Wind und das aufgewühlte Wasser und fahre entlang der mit Betonwürfeln aufgeschütteten Buhne meinem Ziel entgegen. Die Gefühle sind unbeschreiblich.

Ich erreiche die äußerste Spitze und setze zur Umrundung an. Auf einmal gibt es keinen Wind und keine Wellen mehr. Alles ist ganz ruhig und still…

Johanna van Emden, 2018

Die vier Teile des Rheinprojekts:

Vor dem Rhein
REISE LOGBUCH
Die andere Welt
Das Leuchten am Fluss